Veröffentlicht am 18. Januar 2022

Schulgarten – Das Schulareal als nachhaltig wirksamer Lern- und Bewegungsort.

Wie lassen sich Schulareale mit ihren Natur- und Grünflächen zu Lern- und Bewegungsorten entwickeln? Welche Aktivitäten können hier stattfinden und eröffnen diese einen niederschwelligen Zugang zur alltagsbezogenen Bewegungsförderung? Lassen sich auch Bezüge zu anderen Fächern schaffen bzw. überfachliche Kompetenzen fördern?

© BASPO

Schulhausareale bieten spannende Möglichkeiten für körperliche Aktivität und vielfältige Lernerfahrungen an der frischen Luft. Der Versuch «Schulgarten» will deshalb das Potenzial der Grünflächen und Schulgärten gezielt nutzen, um Antworten auf die oben genannten Fragen zu finden. Die Schülerinnen und Schüler sollen durch die bewegten Alltagsaufgaben im Zusammenhang mit dem Unterhalt und der Pflege des Schulhausareals und -gartens erleben können, was ein gesunder, bewegter Lebensstil bedeutet.
Der Versuchsorganisator erarbeitet dazu mit Fachspezialisten aus übergeordneten Themenfeldern (Bewegungswissenschaften, Umweltbildung, Kreislaufwirtschaft, Kompostierung etc.) ein Grobkonzept als Grundlage für die teilnehmenden Schulen. Diese wiederum definieren in einem partizipativen Prozess mit Akteuren aus der Schule (Lehrpersonen, Hausdienst, ausserschulische Betreuung etc.), dem Quartier und der Gemeinde, wie ihr Schulareal als Raum für Bewegung, Biodiversität und nachhaltige Entwicklung ausgestaltet werden könnte.

Setting: Schule

Zielgruppe: 4 Schulen (2 im Kanton Aargau, 2 im Kanton Solothurn)

Ergebnisse

Der Versuch Schulgarten zeigte, dass das Anlegen und Bewirtschaften eines Gartens auf dem Schulareal im Unterricht und in den Pausen mehr und vielfältigere Bewegungsmöglichkeiten bietet. Zudem eröffnen sich neue Optionen für eine gezielte Auseinandersetzung mit dem Thema Bewegungsförderung in der Schule.

• Insight

  Bei der Planung von Workshops, Treffen oder auch Befragungen im Schulumfeld ist es wichtig, die hohe Arbeitsbelastung der Lehrpersonen zu berücksichtigen. So haben gewisse Schulen die Beantwortung von Fragebogen durch die Lehrpersonen in eine interne Weiterbildung integriert und so ein bereits vorhandenes Zeitfenster genutzt und zusätzlichen Aufwand vermieden.

• Dauer

  September 2022- Juli 2023

• Was wurde umgesetzt?

  • Denkart-Workshop mit fachlicher Begleitgruppe zur Ausarbeitung eines allgemeinen Grobkonzepts «Schulgarten»
  • Partizipativer Entwicklungs- und Planungsprozess mit Schulteams und externen Akteuren für die Ausarbeitung schulspezifischer Grobkonzepte
  • Konkretisierung und Ausarbeitung von Bildungs- und Umsetzungskonzepten in den Schulteams
  • Anlegen von Schulgärten in vier Schulen

• Wer wurde erreicht?

  • 41 Lehrpersonen bzw. Klassen an vier Schulen
  • 861 erreichte Schülerinnen und Schüler
  • Sowohl Lehrpersonen als auch Standortleitende geben an, dass die neuen Bewegungsräume durch die Kinder genutzt werden, z. T. auch in der Freizeit.

• Zufriedenheit

  • Gemäss Standortleitenden und Schulleitungen sind die Lehrpersonen insgesamt zufrieden
  • Die Beteiligten freuen sich darauf, vom Erarbeiteten profitieren zu können.
  • Lehrpersonen sagen, dass das Projekt für die Kinder positiv war in Bezug auf das Erleben der Natur, die Verantwortungsübernahme, das Zusammengehörigkeitsgefühl und dass es ihnen Spass gemacht hat.

• Wirkungen

  • Physische Aktivität: Die Einschätzung, ob sich die Kinder tatsächlich mehr bewegen, gehen auseinander und nicht alle sehen eine Steigerung der physischen Aktivität. Dies ist teilweise darauf zurückzuführen, dass einige Lehrpersonen schon vorher viel Bewegung in den Unterricht eingebaut hatten und sich die Kinder mit dem neuen Angebot nach wie vor viel, aber nicht zusätzlich bewegen. Gewisse Lehrpersonen bemängeln zu wenig bleibende Veränderungen, die Bewegung nachhaltig fördern: Das Anlegen des Gartens ist für sie bewegungsförderlich, die Nutzung des Gartens hingegen weniger.
  • Gemäss Lehrpersonen und Standortleitenden haben die Schülerinnen und Schüler mehr und vielfältigere Bewegungsmöglichkeiten durch geführte Aktivitäten im Unterricht (sähen, giessen, ernten, mähen etc.) sowie das Spielen mit Holz, Weidenhäusern o. ä. in den Pausen.
  • Einige Lehrpersonen nutzen das Schulareal durch das Projekt bewusster für die Bewegungsförderung. Andere hingegen verbinden den Schulgarten nach wie vor hauptsächlich mit dem Fach NMG (Natur, Mensch, Gesellschaft). Die Bewegungsförderung gehört für sie explizit zum Sport und sie arbeiten im Rahmen des Schulgartens nicht an den Bewegungskompetenzen.
  • Weitere Wirkungen: Gemäss Lehrpersonen erlebten die Schülerinnen und Schülern die gärtnerischen Tätigkeiten als sinnvoll und motivierend. Sie konnten in ihrem eigenen Tempo arbeiten, wodurch die Grob- und Feinmotorik anders trainiert wurden als unter Leistungs- und Zeitdruck. Einige Kinder konnten durch die Tätigkeiten im Garten Ruhe finden, was sich dann auch im Schulzimmer zeigte. Weiter wurde auch die Förderung sozialer Komponenten wie z. B. der Zusammenhalt der Klasse als positiver Effekt erwähnt.

• Erfolgsfaktoren

  • Fachwissen / Herzblut der Projektleitung
  • Engagement Standortleitende
  • Einbindung von diversen, auch ausserschulischen, Akteurinnen und Akteuren
  • Erarbeitung / Entwicklung eines Bildungskonzepts
  • Ausreichend zeitliche und finanzielle Ressourcen
  • Gartenspezifische(s) Wissen / Kompetenzen der Lehrpersonen

• Wie weiter?

  Das Projekt soll nach Möglichkeit mit Schulen weitergeführt werden, die mit dem Lernort Schulgarten bereits 3 bis 5 Jahre arbeiten.

• Mehr Informationen zum Versuch/Versuchsorganisator: PH FHNW, Institut Kindergarten-/Unterstufe
• Abschlussbericht anfragen

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