Sina Siegenthaler: «Den 16. Platz habe ich nicht erwartet»
Der Weg von Sina Siegenthaler an die Olympischen Spiele in Peking war mehr als steinig. Er war gepflastert von Krankheiten und einer Verletzung. Aber die 21-jährige Schangnauer Snowboard-Crosserin schaffte es nach Peking, wurde in der Qualifikation 28., erreichte die Viertelfinals und fuhr am Ende als beste Schweizerin auf den 16. Platz.
Sie sei kaputt, sagt Sina Siegenthaler im WhatsApp-Video-Call und hustet. «Die Luft ist hier sehr trocken und kalt, Halsweh und Husten gehören wohl fast dazu», so die Snowboard-Crosserin nach ihrem Olympia-Debüt. «Unter den gegebenen Umständen bin ich mit diesem 16. Rang sehr zufrieden, dass hätten weder ich noch die Trainer und auch nicht meine Familie erwartet.»
Diese Umstände waren in der Tat unglaublich. Nachdem Sina Siegenthaler vom Mai bis im Sommer 2020 die Spitzensport-RS in Magglingen bestritten hatte, nach der KV-Lehre beim Bund erstmals professionell hatte trainieren können, standen die Zeichen eigentlich gut, dass sie ihr vor der RS geäussertes Ziel, ein Diplom an den Olympischen Spielen 2022 in Peking, hätte erreichen können. Aber das Schicksal meinte es mit ihr nicht gut. Sie erkrankte während der RS am Pfeifferschen Drüsenfieber, erst Ende August 2021 nahm sie wieder richtig das Training auf. Im November 2021 wurde sie am vorolympischen Weltcup Elfte, da keimte Hoffnung auf, da ihr der Kurs liegt. «Wenn ich selber eine Strecke bauen müsste, würde ich sie genauso anlegen. Sie liegt mir», sagt Siegenthaler.
Vor vier Wochen am Knie operiert
Nach dem Weltcup in China kam es aber anders. In Österreich stürzte sie Anfang Dezember im Training vor der zweiten Weltcup-Prüfung. «Da glaubte ich zuerst, die Spiele seien für mich vorbei. Aber in der Reha in Magglingen lief es gut. Der Aufbau ging voran, nachdem sich gezeigt hatte, dass das Kreuzband nicht gerissen war», blickt die Sportsoldatin zurück. Aber wegen eines Knorpelschadens hatte sie häufig Schmerzen, das Knie war geschwollen, ein Training auf dem Snowboard Ende Dezember zeigte, dass es nicht geht. Sie verbrachte Weihnachten dann zuhause, wo sie zu allem Übel noch eine Magen-Darmgrippe einfing und liess sich dann Anfang Januar, vier Wochen vor den Olympischen Spielen, Knorpelstücke aus dem Knie herausoperieren.
Dem Knie gut zugeredet
In Peking ging dann alles gut. «Ich fand es hier schon im November cool und habe mich auf die Bedingungen eingestellt, die damals herrschten», so Siegenthaler. «Aber jetzt ist alles lockerer und für mich super, auch wenn die anderen erzählen, dass die Stimmung im Olympischen Dorf bei Spielen ohne Corona anders gewesen sei.» Dem Knie hat sie vor ihrem ersten Olympia-Auftritt gut zugeredet: «Ich sagte ihm, es müsse für diese Tage halten», erzählt sie mit einem gequälten Lachen, obwohl die Schmerzen wieder stärker wurden nach ihren zwei Läufen.
«Jetzt ist halt das Adrenalin weg», so die Schangnauerin, die bereits einen Tag nach ihrem Einsatz die Heimreise angetreten hat. Am Teamevent vom Samstag wird sie nicht am Start stehen. Die Schweiz kann nur ein Team stellen, Sophie Hediger hat sich durch die gute Qualifikation bei den Frauen durchgesetzt. «Für das Knie und den ganzen Körper ist es sowieso gerade besser so», sagt Sina Siegenthaler dazu.
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