Veröffentlicht am 15. Dezember 2023

Yoga in School – Mit Yoga Bewegung ins Klassenzimmer bringen

Fördert Microteaching mit Yoga das Wohlbefinden der Kinder und trägt es zur Stressreduktion bei? Eignet sich Yoga zur Gestaltung von Bewegungspausen im regulären Unterricht? Begünstigen diese Yoga-Sequenzen den aktiven Lebensstil aller Beteiligten und zudem die Arbeitszufriedenheit der Lehrpersonen?

Der Versuch «Yoga in School» will Yoga in Form eines Microteachings nachhaltig in den Schulalltag integrieren. Dazu finden in Primarschulklassen an zwei Tagen pro Woche drei 15-minütige Yoga-Sequenzen statt. Einerseits sollen diese Bewegungspausen das hauptsächlich sitzende Setting unterbrechen und die Beweglichkeit, Koordination und Kraft der Schülerinnen und Schüler verbessern. Andererseits will der Versuch bei allen Kindern effizienteres Lernen fördern, ihre Konzentrationsfähigkeit stärken und zur Stressprävention und -bewältigung beitragen. In den ersten Versuchswochen führt eine Yogalehrperson die Bewegungspausen durch. Die reguläre Lehrperson macht die Übungen mit der Klasse mit, kann so selbst positive Yoga-Erfahrungen machen und als Vorbild gleichzeitig die Kinder motivieren. In einem Workshop gegen Ende der ersten Phase lernen die Lehrpersonen Hilfsmittel kennen und eignen sich die notwendigen Kompetenzen an, um anschliessend Yoga in ihren Klassen selbstständig zu vermitteln.

Setting: Schule

Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen der 5. Primarschulstufe im Grossraum Zürich

Ergebnisse

Yoga in School testete in verschiedenen Primarklassen, ob und wie Yoga als Bewegungspause erfolgreich in den regulären Schulunterricht integriert werden kann. In einer ersten Phase übernahmen Yoga-Lehrpersonen die Begleitung und Instruktion, in der zweiten Phase führten die Lehrpersonen die Yoga-Einheiten selbstständig durch. Als Unterstützung erhielten sie dazu sowohl Videomaterial als auch ein Glückstagebuch zur Förderung des positiven Denkens und der Dankbarkeit.

• Insight

  Entscheidend für die erfolgreiche Durchführung von Yoga-Einheiten im Unterricht ist neben klar definierten Zeitfenstern die Grösse des Klassenzimmers: Je mehr Raum, desto besser. Zudem kamen Yoga-Sequenzen, die während beliebten Fächern wie «Technisch Textiles Gestalten» oder «Bewegung & Sport» durchgeführt wurden, bei den Kindern nicht gut an. Fand die Yoga-Einheit hingegen während einer Stunde wie Mathematik, Deutsch oder Französisch statt, empfanden die Kinder dies als Mehrwert.

• Dauer

  Der Versuch wurde im Schuljahr 23/24 in zwei Testzyklen mit je zwei fünfwöchigen Phasen (Versuchsphase A und B) durchgeführt. Es wurden ausschliesslich Daten aus dem zweiten Testzyklus verwendet.

• Was wurde umgesetzt?

  • Lehrmaterialien für die Durchführung der Workshops für die Lehrpersonen und die Einführungslektionen in den Klassen.
  • Durchführung der Projekteinführungen für die Lehrpersonen und der Einführungslektionen in den Klassen durch professionelle Yoga-Lehrpersonen.
  • Infoschreiben an die Eltern.
  • Videos mit dem Zeichentrickäffchen Obo und ein Glückstagebuch.
  • Durchführung von Yoga-Einheiten; in Phase A durch die Yogalehrpersonen, in Phase B durch die Klassenlehrpersonen.
  • Geplant waren in beiden Testzyklen und Phasen jeweils drei 15-minütige Yoga-Sequenzen an zwei Wochentagen. Basierend auf den Erkenntnissen aus dem ersten Zyklus wurde die Versuchsphase A im zweiten Testzyklus angepasst: Es fanden anstatt drei 15-minütige Sequenzen zwei längere Sequenzen von jeweils 30 bis 45 Minuten mit den Yogalehrpersonen statt.
  • Insgesamt resultierten während eines Zeitraums von 10 Wochen rund 700 Minuten Yoga im Unterricht pro Klasse.

• Wer wurde erreicht?

  6 Schulklassen der 5. Primarstufe mit insgesamt 130 Kindern im Grossraum Zürich sowie 7 Lehrpersonen als Multiplikatoren (sekundäre Zielgruppe)

• Zufriedenheit

  Die Lehrpersonen bewerteten die Zusammenarbeit mit den Yoga-Lehrpersonen sowie die Qualität der Materialien und Kommunikation insgesamt als sehr positiv. Optimierungspotenzial sahen sie punkto Zuständigkeit bei Störungen, Einbettung der Yoga-Sequenzen in den Schulalltag sowie Länge der Yoga-Videos. Den Zeitaufwand für die Umsetzung von «Yoga in School» empfanden die Lehrpersonen als «eher bis sehr zeitintensiv».

  Die Kinder bewerteten das Glückstagebuch und die Videos mit Obo, dem Affen, mehrheitlich positiv. Sie bevorzugten jedoch die Yoga-Einheiten, die von den Yoga-Lehrpersonen begleitet wurden. Die Kinder hatten Spass an den Übungen generell und nannten spezifische Lieblings-Posen. Auch die Yoga-Lehrpersonen nahmen die Kinder während den Yoga-Einheiten als sehr aufgestellt und zufrieden wahr.

• Wirkungen

  Physische Aktivität: Die Auswertungen zeigen, dass sich die Kinder im Unterricht durchschnittlich insgesamt häufiger bewegten. Dies insbesondere in Phase A, die von Yoga-Lehrpersonen betreut wurde. Eine statistische Absicherung der Veränderung ist wegen der ungenügenden Stichprobengrösse nicht möglich.

  Wohlbefinden: Die Aussagen der Kinder und Lehrpersonen aus dem qualitativen Teil der Studie legen nahe, dass das Projekt positive Effekte erzielt hat. Die Lehrpersonen gaben an, dass die Yoga-Sequenzen für die Kinder entlastend wirkten, eine kurze Auszeit ermöglichten und den Klassenzusammenhalt stärkten. Gemäss Berichten von Lehrpersonen und Kindern selbst zeigten sich bei einzelnen Kindern positive Entwicklungen insbesondere in den Bereichen Selbstkontrolle und Emotionsregulation. Viele Kinder berichteten, dass sie gewisse Übungen – besonders Atemübungen oder gelegentliche Meditationen – auch in ihrer Freizeit praktizieren, um sich zu beruhigen.

  Ein Interview mit einer Lehrperson vier Monate nach Projektabschluss zeigte, dass die gelernten Aktivitäten von den Lehrpersonen, aber auch von den Kindern selbst, situativ und gezielt in den Schulalltag transferiert werden. Zum Beispiel durch Atemübungen in Stresssituationen.

• Erfolgsfaktoren

  • Genügend Zeit für eine vertiefte Einführung von Lehrpersonen und Klasse ins Yoga während Phase A mit Yoga-Lehrpersonen fördert die erfolgreiche Durchführung während Phase B.
  • Einsatz von sehr erfahrenen Yoga-Lehrpersonen, die in Absprache mit der Lehrperson auch die Verantwortung für die Klassenführung während der Yoga-Sequenzen übernehmen können.
  • Die aktive Beteiligung der Lehrpersonen während den Yoga-Einheiten motiviert als Vorbild und ermöglicht Selbsterfahrung.
  • Klare Zeitfenster, Regelmässigkeit und Ritualisierung der Yoga-Einheiten (durch Anfangs- und Schlussritual) begünstigen eine aktive Teilnahme der Kinder am Yoga.
  • Eine rechtzeitige Vorabinformation über die geplanten Yoga-Einheiten (z. B. auf dem Wochen- oder Tagesplan) erleichtert das Einlassen auf Yoga und eine entspannte Durchführung.
  • Ein Ort mit möglichst wenig externer Ablenkung ist entscheidend für die erfolgreiche Durchführung der Yoga-Einheit.
  • Genügend Platz im Klassenzimmer für die Durchführung der Yoga-Übungen fördert die entspannte Durchführung und verhindert Dichtestress sowie zusätzlichen Aufwand durch Verschieben von Mobiliar.

• Wie weiter?

  • Implementierung des Yoga-Programms in einem ganzen Schulhaus im Sinne einer Modellschule. Das bestehende Yoga-Programm lässt sich inhaltlich gut über zwei Quintale in das schulische Jahresprogramm integrieren. Mögliche Verbindungen zum Lehrplan: Gesundheitsförderung, Stressmanagement, Achtsamkeit oder Bewegungsförderung.
  • Entwicklung eines mehrwöchigen Yoga-Programms, das beispielsweise im Fach NMG (Natur, Mensch, Gesellschaft) durch die Lehrperson umgesetzt werden kann, sowie die Entwicklung einer Weiterbildung für Lehrpersonen und schulisches Personal zum Thema Yoga und Achtsamkeit, bei der die Teilnehmenden praktische Hilfsmittel für den Yogaeinsatz im Klassenzimmer erhalten.

• Abschlussbericht und Kontakt

  • Mehr Informationen zum Versuch/Versuchsorganisator: Yoga in School
  • Abschlussbericht anfragen

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